Ich bin ein Sportflugzeug – ein Düsenflieger. Eigentlich sollte ich mich nicht beklagen – denn ich kann fliegen, eine Fähigkeit, die vielen Fortbewegungsmitteln nicht zusteht. Eine Luxuslimousine beispielsweise ist auf das graue Band der Straße angewiesen. Sie kann nur vor und zurück, nach links und nach rechts. Dazu muss sie sich in einem Wald von Verkehrsschildern bewegen. Natürlich ist sie oft erfüllt: von Herren im englischen Tuch und Frauen mit seidig schimmernden Strümpfen, die nervös ihre spitzen Absätze in die Teppichauslagen bohren. Sicher schwappt auch mal ein Schlückchen süffiger Champagner auf die Velourspolster, oder es wird auch das ein oder andere Geschäft in ihrem Fond getätigt.

Und: die Barkasse im Hafen. Sie kann beschaulich auf und nieder wippen, kann sich innerhalb des Hafenbeckens frei bewegen. Mal bringt sie Wahren vom einen Ende zum Anderen, dann zappeln wieder Fische auf seinen Planken, frisch aus dem Netz vom Meeresgrund.

Ich möchte jedenfalls nicht mit ihr tauschen, wenngleich sie am Ende Tages, gemütlich am Kay schaukelnd, befriedet auf ein erfülltes Tagewerk blicken kann.

Ich bin ein Flieger und ich bin schnell. Verglichen mit anderen Fahrzeugen ist meine Bewegungsfreiheit unerschöpflich. Ich kann mich hinauf in die Stratosphäre schwingen, in einer sanften Spirale geht es dann über die Wolken, ich jauchze oft beim Looping, ich bin fixer als der Schall – ich bin kreativ.

Mein Rupf ist schlank und silbrig, Rolls Royce stellte meine Turbinen her, etwas Besseres gibt es auch heute nicht. Die Ingeneure haben mir neue Instrumente verpasst, meine Innenausstattung ist hochwertig.

Ich kann mich nicht beklagen, denn mein Hangar ist trocken und ruhig, manchmal genieße ich die Gesellschaft von ein paar Cessnas. Einmal die Woche werde ich ins Freie geschoben und kann die großen Jets beobachten, wie sie sich in die Lüfte erheben.

Einmal im Monat startet der Mechaniker meine Motoren, dann rollen wir um den Flughafen herum. Vor ein paar Monaten, im Sommer, fiel eine andere Maschine aus und ich machte einen Rundflug mit einem Werbebanner, für einen Tag. Vor einiger Zeit, vor ein paar Jahren, habe ich das öfter getan, ich gehörte damals zu einer Kunstflugstaffel und die Fachblätter priesen meine Beweglichkeit.

Ich weiß, derzeit ist der Luftraum gut gefüllt. Jederzeit kann ich einspringen, sollte sich eine Lücke auftun. Ich bin auf dem neusten Stand und ich bin aufgetankt.

Ich will fliegen.

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